Tavares Strachan

Ob Tavares Strachan (geb. 1979 in Nassau, Bahamas) Expeditionen in die Arktis unternimmt und einen 4,5 Tonnen schweren Eisblock an seinen Geburtsort auf den Bahamas zurückschickt, ein Kosmonautentraining absolviert, einen goldenen Kanopenkrug mit dem Konterfei des ersten Schwarzen Astronauten in den Orbit schickt oder seine eigene Alternative zur Encyclopedia Britannica kreiert – seine kühnen, poetisch-konzeptuellen Werke sind durch eine visuelle Sprache des Geschichtenerzählens strukturiert. Nun präsentiert die Kunsthalle Mannheim die erste große Überblicksausstellung des international gefeierten Künstlers in Kontinentaleuropa.
Zwischen Nassau und Nordpol: Die Expedition als künstlerisches Material
Der mit dem MacArthur Genius Grant ausgezeichnete Strachan, der seine künstlerische Arbeit als „unendlichen Protest gegen den Status quo“ beschreibt, bewegt sich an den Schnittstellen von Kunst, Wissenschaft und Geschichte. Aeronautik, Astronomie, Tiefseeforschung und extreme Klimatologie sind nur einige der Themenbereiche, aus denen Strachan monumentale Allegorien über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schafft. Er beschwört historische und kulturelle Bezüge herauf, bringt die Gemeinsamkeiten und Widersprüche in den nicht erzählten Geschichten von historisch marginalisierten Personen, Orten und Ereignissen zum Ausdruck. Sein ehrgeiziges Projekt Encyclopedia of Invisibility, ein inzwischen über 3.000-seitiges Kompendium, wirft Licht auf diese unerzählten Geschichten und stellt zugleich die Mittel in Frage, mit denen Wissens- und Machtsysteme überhaupt erst entstehen.
Unerzählte Geschichten ans Licht bringen
Tavares Strachan beschäftigt sich mit Licht und Dunkelheit, indem er Parallelen zwischen Geschichtsschreibung und astrophysikalischen Phänomenen herstellt. Das Licht der Supernova, das helle Aufleuchten explodierender Sterne, steht für das komplexe Spiel zwischen Bild, Sprache, Skulptur, Musik, universellem Wissen und kollektivem Gedächtnis, das er in den Ausstellungsräumen der Kunsthalle in atemberaubenden Installationen zusammenbringt.
Die Werke von Tavares Strachan wurden bereits in zahlreichen ambitionierten Ausstellungen präsentiert, unter anderem 2024 in der Hayward Gallery in London, 2019 auf der Biennale von Venedig und auf der Carnegie International 2018. Strachan erwarb 2003 einen BFA an der Rhode Island School of Design und 2006 einen MFA in Bildhauerei an der Yale University. Er nutzt sowohl die Ressourcen als auch die Gemeinschaft seines Geburtsortes und teilt seine Zeit zwischen seinem Studio in New York City und Nassau auf, wo er ein Kunstatelier und eine wissenschaftliche Forschungsplattform B.A.S.E.C. (Bahamas Aerospace and Sea Exploration Center) betreibt.
Kuratorin: Luisa Heese
Gefördert durch:


Medienpartnerin:

Ausstellungskatalog
Tavares Strachan- Supernovas
Erscheinungsjahr: 2025
Verlag: Buchhandlung Walther und Franz König
Herausgeber*innen: Luisa Heese, Johan Holten
Mit einem musikalischen Beitrag von Runkus und Texten von Diedrich Diederichsen, Luisa Heese, Paul Holdengräber und Tavares Strachan
dt./engl.
Preis im Museumsshop: 32,00 Euro
Audioguide
Dauer: ca. 25 Min.
10 Stationen führen in deutscher und englischer Sprache durch alle Ausstellungsbereiche und bieten erweiterte Informationen zu den Wandtexten.
Programm

Djèlí – Empowering Stories. Rundgang durch die Ausstellung Tavares Strachan & Workshop für BPoC-Kinder von 6-12 Jahren und ihre Familien. In Kooperation mit Ore Arts e.V.
Information zum Termin
Info & Anmeldung über www.ore-arts.de
Im Rahmen des Projekts Djèlí – Empowering Stories lädt Ore Arts e.V. Schwarze Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren und ihre Familien zu einem gemeinsamen Besuch der Ausstellung „Tavares Strachan – Supernovas“ in der Kunsthalle Mannheim ein. Djèlí – benannt nach dem westafrikanischen Wort für Geschichtenerzähler – ist ein kreatives Storytelling-Projekt, das in Heidelberg und Mannheim sichere Räume für Schwarze und afrodiasporische junge Menschen schafft, um sich mit ihrer Identität, Geschichte und Zukunft auseinanderzusetzen.
Begleitet von Schwarzen Künstlerinnen und Pädagoginnen entdecken die Kinder in einem gemeinsamen Rundgang die Ausstellung. Im Anschluss gestalten sie in einem Bastel-Workshop eigene kreative Arbeiten – inspiriert von den Themen der Ausstellung wie Sichtbarkeit, Erinnerung und Zusammenhalt. Der Workshop bietet Raum für Fantasie, Austausch und Ausdruck in einer bestärkenden und geschützten Atmosphäre.
Djèlí fördert kreative Bildung ohne Barrieren, stärkt Selbstbewusstsein und Gemeinschaft – und macht Kunst zu einem Werkzeug für eigene Geschichten.
Über Ore Arts e.V.
Ore Arts e.V. ist ein Kollektiv von Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Künstler*innen, das sich künstlerisch mit den Themen Erbe, Identität, Traumata und Resilienz in Schwarzen Communities auseinandersetzt. Durch Tanz, visuelle Kunst und interdisziplinäre Performances erforscht das Kollektiv die Geschichten und Erfahrungen Schwarzer Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt.
Das Projekt Djèlí wird gefördert von Fonds Soziokultur, BASF, Monom Stiftung und Brot für die Welt.

Visita guidata in italiano "Tavares Strachan"
Information zum Termin
Che Tavares Strachan (nato nel 1979 a Nassau, Bahamas) intraprenda spedizioni nell'Artico e trasporti un blocco di ghiaccio di 4,5 tonnellate al suo luogo di nascita alle Bahamas; che si occupi di addestramento da cosmonauta; che invii in orbita un vaso canopo dorato con l'effigie del primo astronauta nero, o che crei la sua personale alternativa all'Enciclopædia Britannica – le sue audaci opere poetico-concettuali sono costantemente strutturate da un linguaggio visivo narrativo. La Kunsthalle Mannheim presenta ora la prima grande mostra antologica dell'artista di fama internazionale nell'Europa continentale.
Tra Nassau e il Polo Nord: la spedizione come materia artistica
Strachan, vincitore del MacArthur Genius Grant, descrive la sua opera artistica come una "protesta senza fine contro lo status quo" e opera al punto d´intersezione tra arte, scienza e storia. Aeronautica, astronomia, esplorazione degli abissi marini e climatologia estrema sono solo alcuni dei temi da cui Strachan prende spunto per creare monumentali allegorie del passato, del presente e del futuro. Egli evoca riferimenti storici e culturali, facendo emergere punti di contatto e contraddizioni attraverso le storie non raccontate di persone, luoghi ed eventi storicamente marginalizzati. Il suo ambizioso progetto, Encyclopedia of Invisibility, divenuto ora un compendio di oltre 3.000 pagine, getta luce su queste vicende inedite, interrogandosi al contempo sui mezzi con cui i sistemi di conoscenza e potere definiscono le nostre vite.
Portare alla luce storie inedite
Tavares Strachan esplora i temi della luce e dell'oscurità tracciando parallelismi tra storiografia e fenomeni astrofisici. La luce della supernova, il bagliore luminoso delle stelle che esplodono, rappresenta la complessa interazione tra immagine, linguaggio, scultura, musica, conoscenza universale e memoria collettiva, che egli sintetizza in installazioni mozzafiato negli spazi espositivi della Kunsthalle. Le opere di Tavares Strachan sono state presentate in numerose altre prestigiose sedi, tra cui la Hayward Gallery di Londra nel 2024, la Biennale di Venezia nel 2019 e la Carnegie International nel 2018. Strachan ha conseguito un Bachelor of Fine Arts (BFA) presso la Rhode Island School of Design nel 2003 e un Master of Fine Arts (MFA) in scultura presso la Yale University nel 2006. L´artista attinge sia al patrimonio (territoriale e culturale) che alla comunità del suo luogo di nascita, dividendo il suo tempo tra New York e Nassau, dove gestisce uno studio d'arte e la piattaforma di ricerca scientifica B.A.S.E.C. (Bahamas Aerospace and Sea Exploration Center).
Curatrice: Luisa Heese

Überblicksführung "Tavares Strachan"
Information zum Termin
Sister Rosetta Tharpe. Marsha P. Johnson. Rosalind Franklin. Robert Henry Lawrence Junior. Obwohl sie alle Pionier*innen in ihrem jeweiligen Feld waren und große Errungenschaften in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft leisteten, sind ihre Namen nicht eingegangen in die allgemeine Geschichtsschreibung – als Teil der Schwarzen Diaspora blieben sie unsichtbar und ihre Verdienste wurden zumeist anderen zugeschrieben. Wie mit einer Vergangenheit umgehen, die in den dominanten eurozentrischen Narrativen nur als Randerscheinung, als Geschichte des „Andersseins“, als Alternative zu vorherrschenden Erzählungen vorkommt? Tavares Strachan (*1979 in Nassau, Bahamas, lebt in New York) arbeitet mit seinem Werk gegen die Mechanismen der Unsichtbarkeit an. Er widersetzt sich der Vorstellung der peripheren Geschichte und verortet die Erzählungen der Schwarzen Diaspora als zentrale Äußerungen innerhalb der westlichen Wissenssysteme. Hiermit eröffnet er Möglichkeitsräume, um unsere kollektive Vergangenheit zu beleuchten und Visionen für eine Zukunft der gemeinsamen Erzählungen zu entwickeln.
Tavares Strachan stellte international in Institutionen wie dem Brooklyn Museum New York und der Hayward Gallery London aus. 2013 bespielte er den ersten Pavillon der Bahamas der Venedig Biennale und war 2019 in der Hauptausstellung vertreten. Zuletzt sorgte 2024 seine überdimensionale Skulptur „The First Supper“ in Anlehnung an Leonardo da Vincis Das letzte Abendmahl für Aufsehen, die im Innenhof der Royal Academy of Arts in London präsentiert wurde. Die Kunsthalle Mannheim zeigt nun die erste große Retrospektive von Tavares Strachan in Kontinentaleuropa und schafft hiermit die einzigartige Möglichkeit, das Werk des international gefeierten Künstlers erstmals in Deutschland zu erleben.
Die Kunsthalle Mannheim nimmt die Ausstellung auch zum Anlass, globale Geschichten der Schwarzen Diaspora mit lokalen Erzählungen und Fragestellungen zu verbinden. Für die Auseinandersetzung mit dem Werk des Künstlers wird daher die Konzeption des Rahmenprogramms gemeinsam mit einem Kuratorium, bestehend aus Akteur*innen der Mannheimer Stadtgesellschaft entwickelt, die ihrerseits einen Bezug zu den Themen der Ausstellung haben.

Überblicksführung "Tavares Strachan"
Information zum Termin
Sister Rosetta Tharpe. Marsha P. Johnson. Rosalind Franklin. Robert Henry Lawrence Junior. Obwohl sie alle Pionier*innen in ihrem jeweiligen Feld waren und große Errungenschaften in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft leisteten, sind ihre Namen nicht eingegangen in die allgemeine Geschichtsschreibung – als Teil der Schwarzen Diaspora blieben sie unsichtbar und ihre Verdienste wurden zumeist anderen zugeschrieben. Wie mit einer Vergangenheit umgehen, die in den dominanten eurozentrischen Narrativen nur als Randerscheinung, als Geschichte des „Andersseins“, als Alternative zu vorherrschenden Erzählungen vorkommt? Tavares Strachan (*1979 in Nassau, Bahamas, lebt in New York) arbeitet mit seinem Werk gegen die Mechanismen der Unsichtbarkeit an. Er widersetzt sich der Vorstellung der peripheren Geschichte und verortet die Erzählungen der Schwarzen Diaspora als zentrale Äußerungen innerhalb der westlichen Wissenssysteme. Hiermit eröffnet er Möglichkeitsräume, um unsere kollektive Vergangenheit zu beleuchten und Visionen für eine Zukunft der gemeinsamen Erzählungen zu entwickeln.
Tavares Strachan stellte international in Institutionen wie dem Brooklyn Museum New York und der Hayward Gallery London aus. 2013 bespielte er den ersten Pavillon der Bahamas der Venedig Biennale und war 2019 in der Hauptausstellung vertreten. Zuletzt sorgte 2024 seine überdimensionale Skulptur „The First Supper“ in Anlehnung an Leonardo da Vincis Das letzte Abendmahl für Aufsehen, die im Innenhof der Royal Academy of Arts in London präsentiert wurde. Die Kunsthalle Mannheim zeigt nun die erste große Retrospektive von Tavares Strachan in Kontinentaleuropa und schafft hiermit die einzigartige Möglichkeit, das Werk des international gefeierten Künstlers erstmals in Deutschland zu erleben.
Die Kunsthalle Mannheim nimmt die Ausstellung auch zum Anlass, globale Geschichten der Schwarzen Diaspora mit lokalen Erzählungen und Fragestellungen zu verbinden. Für die Auseinandersetzung mit dem Werk des Künstlers wird daher die Konzeption des Rahmenprogramms gemeinsam mit einem Kuratorium, bestehend aus Akteur*innen der Mannheimer Stadtgesellschaft entwickelt, die ihrerseits einen Bezug zu den Themen der Ausstellung haben.

„Normal progression‘: We are all astronauts“. Vortrag von Prof. Dr. Henry Keazor, Uni Heidelberg
Information zum Termin
Der erste Teil des Titels geht auf ein Zitat von Robert Henry Lawrence Jr. zurück, der so auf die Frage antwortete, ob er seine Wahl zum ersten farbigen Astronauten als historisch für die Beziehungen zwischen den Ethnien in den Vereinigten Staaten ansehe (Lawrence: „No, I don't think so. It's another one of those things that we look forward to in civil rights — normal progression.“); der zweite Teil bezieht sich auf die Aussage von Richard Buckminster Fuller, die mit dem vorangestellten Zitat von Lawrence eine anderee Bedeutung bekommt, die in die Richtung dessen geht, was auch Tavares Strachan mit seinem Werk umsetzt: Nicht nur hat er Lawrence mit „Enoch“ ein adäquates Denkmal gesetzt, indem er ihn wenigstens symbolisch ins All hat vordringen lassen, sondern er hat auch selbst ein Kosmonauten-Training absolviert.
Henry Keazor, 1965 geboren, studierte Kunstgeschichte, Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Paris und Heidelberg. 2008 bis 2012 Professur für Kunstgeschichte an der Universität des Saarlandes, seit Herbst 2012 für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er forscht zur französischen und italienischen Malerei des 17. Jahrhunderts sowie zur zeitgenössischen Architektur und publizierte zum Verhältnis von Kunst und Medien, zu Musikvideos und zum Thema der Kunstfälschung.